Am Bahnbogen: CDU, SPD und BFB stimmen gegen Natur- und Klimaschutz.

Die Verwaltung hat In der letzten Sitzung des Umwelt- und Naturausschusses vorgeschlagen, eine etablierte Bienennährfläche am Bahnbogen durchgängig mit einem völlig überdimensionierten, ca. vier Meter breiten Fuß- und Radweg zu versiegeln, um eine geringfügige Komfortverbesserung einzelner Radfahrer oder Fußgänger zu erreichen, die nach der Errichtung etwa 40 m Wegstrecke sparen. Dafür müssen auch noch drei vorhandene Bäume weichen.

Die Blühfläche wurde in der Vergangenheit erfolgreich als Habitat angelegt, mit der Zielsetzung, dem Insektensterben entgegenzuwirken und so nachhaltig die Artenvielfalt zu erhöhen.
Außerdem dient diese Fläche als Ausgleich für stark ausgeprägte Hitzeinseln in dem überwiegend versiegelten Gewerbegebiet, um damit die Verbesserung des Mikroklimas in dem Quartier zu unterstützen.

Dem Vorschlag der Verwaltung stimmten CDU, SPD und ein Vertreter der BFB trotz diverser Hinweise der Grünen zum Klimaschutz bedenkenlos zu.

Die Gegenstimmen von Bündnis90/Die Grünen, WHU, FDP und einem Mitglied der BFB reichten so leider nicht aus, um das sinnlose Projekt, das in keiner Weise geeignet ist, Autofahrer aufs Fahrrad zu locken, zu verhindern.

Auf der anderen Straßenseite gibt es bereits einen vorbildlich ausgebauten Fuß- und Radweg, der sicher ins Gewerbegebiet führt. Wir müssen jetzt nicht noch mehr Naturfläche vernichten“, erklärt Dr. Danja Klüver, umweltpolitische Sprecherin der Grünen. Sie hat mit Parteimitgliedern der Grünen an mehreren Tagen Ortsbesichtigungen zu unterschiedlichen Zeiten durchgeführt, um sich ein eigenes Bild zu machen: „ Auf der als Blühfläche entwickelten Wiese neben dem AKN-Trog hat sich im Laufe der Zeit ein kleiner Trampelweg gebildet. Insgesamt haben wir aber festgestellt, dass der sog. Trampelweg wenig genutzt wird“, so Frau Dr. Klüver, „wir Grünen sehen deswegen keinen Grund Änderungen oder neue Wegeführungen vorzunehmen. Der Natur muss in Zeiten des Klimawandels Vorrang vor Bequemlichkeit gegeben werden“.

Der Vorschlag der Verwaltung beinhaltet auch keinerlei Angaben zur möglichen stärkeren Nutzung durch den Radverkehr nach einem Umbau der Blühflächen.

„ Politik kann nicht innerörtliche Grünräume und grüne Freiräume zur Verbesserung des Klimas fordern, zeitgleich aber vorhandene Grünräume in einer Größe von ca. 3000 m² zur Vernichtung freigeben und zulassen, dass auch noch drei Bäume abgeholzt werden“, kritisiert Doreen Müller , Gemeindevertreterin der Grünen. „Diese Maßnahme kostet den Steuerzahler auch noch sehr viel Geld (250.000€) , das wir für die Renaturierung und Aufwertung der gesamten Fläche besser hätten einsetzen können. Man muss auch den Mut haben, Entscheidungen zur Verbesserung der örtlichen Klimasituation zu treffen, auch wenn darunter die Bequemlichkeit Einzelner leiden sollte“.

Die Grünen hatten sich intensiv mit der örtlichen Sicherheit für Radfahrern und Senioren beschäftigt. Neben einer guten Kompromisslösung zur Vollversiegelung, die leider nicht einmal diskutiert wurde (Graphik: gelber Weg mit einer Querungshilfe. Zweidrittel der Wiese würden erhalten bleiben), hatten sie noch zwei weitere Vorschläge in ihrem Antrag im Gepäck.

Im westlichen Teil des Bahnbogens haben die Grünen für die Sicherheit von Radfahrern und Senioren vorgeschlagen, eine neue Querungshilfe statt der Links-Abbiegerspur auf dem Bahnbogen in den Kirchweg zu schaffen. Die vorhandene Abbiegespur führt zu erhöhtem Durchgangsverkehr im Kirchweg, der auf Grund seiner Struktur eigentlich von allen Politikern als verkehrsberuhigte Zone gedacht war. Auch dieser Teil des Antrags fand keine Beachtung.

Die Grünen haben eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs vorgeschlagen: Südlich hinter der AKN Trasse am Bahnbogen könnte, auf der in der Graphik rot gestrichelten Linie, ein kombinierter Fußgänger und Radfahrerweg geschaffen werden, der die Natur nicht belastet, da die Fläche schon versiegelt ist. Auch diese Idee wurde nicht behandelt.

Grüne Freiräume gegen Hitzeinseln.

Die Zustimmung zur Verwaltungsvorlage ist deswegen besonders dramatisch, weil sich in diesem Planungsgebiet einer der am stärksten von der Hitze betroffenen Straßen/ Quartiere in Henstedt-Ulzburg befindet.
Im aktuellen Untersuchungsbericht (14.08.19) des Kreises Segeberg „Den Klimawandel erkennen –dem Klimawandel begegnen“ sind genau diese Flächen, wie auch weitere Flächen im Gewerbegebiet, als stark belastet rot dargestellt, was bedeutet, dass dort zum einen ein stark erhöhtes Risiko bei Starkregen besteht, weil über 75% der Versickerung erschwert ist. Zum anderen erklärt der Bericht: „Die stärkste Versiegelung und somit das höchste Hitzerisiko weist der Ortsteil Ulzburg im Norden der Gemeinde auf. Das Gewerbegebiet Ulzburg fällt durch eine große Fläche mit einem stark erhöhten Hitzerisiko auf. Grund hierfür ist eine starke Versiegelung durch Gebäude, Parkplätze und Straßen und nur eine geringe Begrünung zwischen den versiegelten Flächen. So wurde bemerkt, es sei wichtig vorhandene Grünflächen dringend zu behalten, um keine neuen Risikogebiete zu schaffen und bestehende Risiken auszugleichen.“ (Siehe Folien des Kreises).

Die Fraktionsmitglieder der CDU, SPD und der Vertreter der BFB haben diese Informationen ignoriert.

Dr. Danja Klüver: „Es ist nicht zu kritisieren, wenn Parteien unterschiedliche Auffassungen zu Sachthemen haben, das Ringen um die besten Lösungen gehört zum Wesen der Demokratie. Es ist aber bezeichnend, dass das Thema Klimaschutz, trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, noch immer nicht in den Köpfen angekommen ist. Letztlich wurde durch die Abstimmung eine Chance zur Verbesserung des innerörtlichen Klimas, vor allem für die im Lühmann-Park wohnenden Mitbürger*innen, in diesem stark belasteten Straßenzug, verhindert. An dem Beispiel sieht man aber auch, wie viele dicke Bretter für den Naturschutz und Klimaschutz in Henstedt-Ulzburg noch zu bohren sind.“

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